31 Juli 2007

Posen mit Worten #4: Litost

Nach längerer Pause ein neuerlicher Eintrag dieser Rubrik. Das heutige Wort ist etwas ganz Besonderes. Ein Wort, das mich schon seit langer Zeit begleitet. Ein Wort, das ich vollkommen nachvollziehen kann. Ein Wort, das ausschließlich in der tschechischen Sprache existiert: Litost

Litost ist ein qualvoller Zustand, der durch den Anblick unserer unvermutet entdeckten Erbärmlichkeit ausgelöst wird. (Quelle)

Wunderbar beschrieben von Milan Kundera in seinem Buch vom Lachen und Vergessen findet sich hier ein schönes Fallbeispiel:

Litost is a state of torment brought upon by the realization of one's inadequacy or misery. The example Kundera uses in his book is that of a boy who can't swim very well, while his girlfriend is a very strong swimmer. When the girl swims off on her own, humbling her boyfriend, he becomes enraged at his own inferiority, and overcome with litost, slaps her in the face. Another example he gives is that of a violin student, who is constantly reprimanded by his teacher. Rather than strive to play better, he intentionally plays the notes even worse, sinking deeper into litost.

Along with litost comes revenge. The person who has brought upon this misery and torment must be made to feel that same as you do! Inflicting misery to offset litost comes in one of two ways. The most obvious tactic is to inflict punishment on others - hence the slap in the face. There are times, however, when one is unable to punish the source of litost directly. "Circuitous revenge", Kundera calls it, "the indirect blow". Perhaps the boy, rather than striking his girlfriend, is overcome with a strange thought: He should swim just as fast and as far as she does, and not being able to continue on, drown in the river. Stricken with grief that her own athletic prowess sealed his doom, she would take her life. Even though he is dead, his soul rejoices eternally with the knowledge that she has committed suicide in her grief.

Ach, ich schmachte...

Update: laut neuesten Erkenntnissen soll Litost hochansteckend sein

30 Juli 2007

Täglich einen Deut

Man stellt sich ja so manche Fragen, wenn man kurzzeitig unterbeschäftigt gebannt auf den Bildschirm starrt und die Statusentwicklung der berichteten Arbeit beobachtet. Eventuell wird man zur Mitte zitiert, um Rechenschaft abzulegen. Ansonsten verfolgt man das Tagesgeschehen, möchte so to say up to date bleiben. Dazwischen schaut man vielleicht, was sich da, hier oder dort tut.

Seit Sonntag aber gibt es einen täglichen Gedankenimpuls. Pünktlich zu dem Zeitpunkt, an dem das arbeitssame Volk für gewöhnlich unter der Dusche steht, füllt sich die Nachrichtenbörse des Mobiltelefons mit einem Satz. Gut, das mag jetzt an sich nichts besonderes sein. Aber Absender und im Speziellen der täglich wechselnde und dennoch gleich bleibende Inhalt, der ist besonders.

Um die Zeit zum Papstbesuch zu verkürzen, habe ich mich nämlich hier angemeldet. Nun flattert bis zum von spirituellen Stellen höchst überschätzten Besuch des Vatikan-Imperators täglich eine Botschaft des Kämpfers gegen den Relativismus daher. Schön ist das. Heute zum Beispiel wieder was gelernt:

Gott ist nicht irgendein fernes höchstes Wesen, an das man nie herankommt. Er ist ganz nah, in Rufweite, immer zu erreichen.

Eh scho wissen. In jedem Stein und so. Interessanterweise scheint sich die immer schon zweifelhafte Religionsgemeinschaft der undurchsichtigen Seligsprechungen langsam aber doch in Richtung realitätsferner Astro-TV-SpiritualistInnen zu begeben.

Mir kann’s ja egal sein. Die einzigen Dinge, an die ich glaube, sind sowieso nur die Französische Revolution und die Liebe. Wobei mir ersteres eher schöne Momente beschert, und das zweite mich schon fast wieder in die Arme der asexuellen Mutter Kirche getrieben hätte. Das war’s dann eigentlich auch schon wieder für heute.

26 Juli 2007

Zum Tag

Nach einer kurzen Phase des voluminäsen Postens ging die Frequenz diese Woche erheblich zurück. Aber kann das noch wundern? Das ganze Wochenende über war ich im Kino. Dort hab ich Großartiges, Leichtes und Langweilig/Entzückendes gesehen. Heute war's eher lustig.
Darüber könnte ich nun Kritiken schreiben, was ich bisweilen dermaßen vermisse, dass es ein Graus ist. Aber ich mag nicht.
Kollegin Feuerfisch will mich aus Werbe- und Katzengründen zu "Liebesgschichten und Heiratssachen schicken. Klingt seltsam, ist es auch. Wahr ist es trotzdem.

22 Juli 2007

New Office! Go!

Hurra! Wir haben ein neues Büro! Mit Dank an die Kollegen Ablinger und Grenzfurthner für hervorragendes Office Management.


Und da, unter dem INXS-Kreuz, da sitz ich dann:

Zwiebelfischer von Erlach

Sonntagnachmittag, Arbeit erledigt, noch zirka 30 Minuten im Büro. In der Zwischenzeit das linguistische Wissen auf spiegel.de geprüft. Und, siehe da:

Alle Achtung, Sie haben eine Menge drauf! Wenn alle so gut wären wie Sie, brauchten wir PISA nicht mehr zu fürchten.

Punktemäßig war ich ja eigentlich so gar nicht überzeugend. Aber trotzdem über dem Durchschnitt, wie es scheint. Freude, Hoffnung, Zwiebelfisch!

21 Juli 2007

Freude

Auch wenn's nur bis Sonntag dauern wird:

Sturm ist Tabellenführer!

Und aus.

19 Juli 2007

Learning from History

Wer vom Sommermärchen spricht, wird maximal Dritter.

Es gibt immer jemanden, der dich...

Gut, dass es das Internet gibt. Nach einem mühsamen Tage erhält man manchmal Nachrichten, die einem das Herz erwärmen. Folgendes trudelte heute als e-mail ein:

Hallo der Mensch, der mich gewaehlt ist!

Sie gefielen mir ich, wollte am meisten moeglich einen von anderen dort echange studieren, Sie mir wu?ten allen.
Kurz auf ihm - meme: zu mir ist Aleksandra geruft, ich arbeite wie der Friseur und ich, tres zu gefallen, sich die Arbeit einzunehmen.
Ich, schoen, aber das Maedchen tres bescheiden. Ich trinke nicht auch ich rauche nicht, hat frei von der Arbeit die Zeit, ich mache mit den Freunden.
Ich will so stark am meisten moeglich Sie studieren und dass Sie leben, dass sich leihen Sie.
Wenn ich Ihnen gefiel oder hat , ich werde mit Ihren Briefen zufrieden sein.
Ich wollte tres stark, damit unsere Uebereinstimmung am meisten moeglich in Zukunft ubergeben koennte, aber man soviel, dass uns vorwaerts machen nicht muss und wenn ich Ihnen gefallen wuerde, werde es ich von Ihnen des Briefes erwarten, hat meine Adresse aleksandrawonderful@rambler.ru
Ich bin einsam, ich suche present des Menschen und ich will sie jenen finden, nur kann wer mich proteger und nur einzig lebend bei ihm in das Herz lieben.
Ihren Aleksandra, erwartend Ihren Brief.

Soll ich mich bei ihr melden? Oder doch bei ihr?

16 Juli 2007

Vergangenheitsbewältigung

Ach. Heut hab ich mir gedacht, schön war's damals. Einfach so.



Hier gibt's alles zum Runterladen und Nachlesen.

14 Juli 2007

Gründlichkeit

Man kann der EU ja vieles vorwerfen. Nur gründlich, das ist sie. Ich habe mich vor gut einem halben Jahr um einen Job in Brüssel beworben. Ich brauche ihn zwar nicht mehr, das Prozedere will ich mir aber dennoch nicht entgehen lassen. Nachdem ich in einem 2-stündigen Anmeldemartyrium meine Bereitschaft bekannt gab, mich um diese Stelle zu bewerben, durfte ich dies 2 Wochen später tatsächlich tun. Das ging dann schon etwas schneller. 4 Monate später wurde ich an die U6-End-Haltestelle Siebenhirten gerufen, um in einem dortigen Personalmanagement-Büro einen Eignungstest abzulegen, bei ich wohl eher minder brillierte. Das Ergebnis sollte eigentlich dieser Tage eintrudeln. Heute erhalte ich jedoch folgende Nachricht:

Am 28. Februar 2007 sind die Bekanntmachungen für die Auswahlverfahren in englischer, französischer und deutscher Sprache im Amtsblatt veröffentlicht worden. Aufgrund eines Versäumnisses der Verwaltung wurden die Mitteilungen jedoch nicht in den übrigen 19 Sprachfassungen des Amtsblattes veröffentlicht.

(...)

Aufgrund des oben aufgeführten Sachverhalts können wir Ihnen die Ergebnisse der Zulassungstests voraussichtlich erst im Oktober 2007 mitteilen. Wir bedauern alle Unannehmlichkeiten, die diese Verzögerung ggfs. hervorrufen kann.

Dafür habe ich ja volles Verständnis. Blöderweise gibt es aber nicht 22 Sprachen, die offiziell gezählt werden, sondern 23. Sprich, im Oktober wird das ganze nochmals untersucht. Ich freu mich.


08 Juli 2007

Ich, Kind


(gekleidet in der Leichtigkeit der frühen 80er Jahre, verwahrt in praktischer, disziplinargesellschaftlicher Kunststoffmatrix)

was ich zu dieser Zeit so tat (oder immerhin etwas später) gibt es hier nachzulesen.

05 Juli 2007

Blogging Addict?

Ich weiß jetzt ja nicht so recht, ob ich mir schon Sorgen machen muss. Dabei bin ich doch eh so faul.

via larousse

Volle Kanne Deep Throat

Youporn ist ja so eine Sache. Ich muss gestehen, dass ich diese Seite täglich besuche. Aber bei Videotiteln wie "Ist zuviel für sie", bei dem man dann auch wirklich bekommt, was der Name verspricht, komme ich nicht umher, wieder mal einen link zu setzen. Die weibliche Leserschaft möge mir meinen Hang zur pornographischen Slapstick verzeihen. Ist doch nur Cultural Studies. Und wer sich frei von Sexismen und Onaniekompatibilität mit dem Thema vergnügen will, ist bei meiner lieben Freundin Violet Blue glänzend aufgehoben.

02 Juli 2007

Be Pollock!

Malen wie Jackson Pollock? Nichts leichter als das! Und zwar hier.


via Flo

01 Juli 2007

Cuisine Slapstique

Heute habe ich in einer beispiellos dummen Aktion

1 Espressokanne
1 Küchenbrett aus Holz
1 Küchenbrett aus Kunststoff und
1 Geschirrtuch zerstört

Nun riecht es seltsamerweise wie in einer Selchkammer.

Merke:

1) Immer Wasser in eine Espressokanne geben
2) Während dem Kaffeekoch-Vorgang nicht rauchen, da man sonst die drohende Rauchgasvergiftung wegen brennenden Kunststoffes nicht bemerkt
3) Jedem Geräusch aus Ofennähe große Beachtung schenken
4) eine glühende Espressokanne einfach gar nirgends hinstellen, sondern schlichtweg aus dem Fenster werfen

European Youth Media Days 2007

So ganz medienadäquat ist diese Nachbetrachtung ja kaum. Erstens habe ich geplant, jeden Tag, live quasi, zu berichten. Dies war aufgrund mangelnder Konnektivität allerdings nicht möglich. Außerdem wollte ich mein Sorgenkind Acer Aspire nicht dauernd rumschleppen. Das zweite Versäumnis ist eine passende visuelle Untermalung. Fotos hab ich zwar ordentlich gemacht, aber ich kann mein Verbindungskabel auf Gedeih und Verderben nicht finden. Dabei würde das ein so herrliches StudiVZ-Album abgeben. Aber was nicht sein will, eh scho wissen.

Also dann.

Von 27. bis 30. Juni war ich im Rahmen der European Youth Media Days in der so genannten europäischen Hauptstadt Brüssel. Eine doch recht hässliche Stadt. Aber davon später. Nach drei unschuldigen Stunden Schlaf machte ich mich auf, um den Sky-Europe-Flug um 6.50 zu erwischen. Furchtbar. Im Flughafen-Inneren hatte kein Lokal geöffnet. Also keinen Kaffee. Nur Zigarette um Zigarette im heimeligen Raucherglaskäfig. Hindösend und die Morgenstunden verfluchend wartete ich. Im Hintergrund vernahm ich junge Stimmen, die die Tags "Brüssel", "Medien" und "du auch?" inflationär verwendeten. Aber ich war zu müde zum Socializing. Wurscht. Den ganzen Flug verpennt.

Ankunft in Brüssel. Interessanterweise im Stadtmarketing das "Heart of Europe" genannt. Dabei kam ich doch gerade von dort. Bypass? Mit dem Zug in die Stadt. Gare Central. Der hässlichste Bahnhof, der mir je unter die Augen kam. Und dabei war ich schon in Santa Clara und Bruck an der Mur! Die Unterlagen sagten, zur Station "Comte de Flandre" fahren, und dann "follow the signs". Keine Signs ersichtlich. Umherirren. Signs entdeckt. Müdigkeit. Youth Hostel "Generation d'Europe" entdeckt. Katja, die bisweilen herzlich Englisch sprach, wies uns darauf hin, dass die Zimmer erst ab ca. halb drei zu beziehen sind. Also eh schon in fünf Stunden. Sitzend schlafen. Essen mit den Menschen, die auch da waren. Zwei Deutsche, eine Litauerin (?) ein Maltese (!) und ein Schwede der klang wie ein Engländer. (So wie alle anderen Schweden auf diesem Ereignis übrigens auch). Zimmer endlich bezogen. Acht Betten. Keine Zeit zum Schlafen. Auf ins Parlament. "Hurry up!" Nicht das letzte Mal, dass ich diese unsägliche Phrase ins Gesicht gedroschen bekam.

Im Parlament Julian getroffen. Ohne Erlaubnis fotografiert. Das dafür dauernd. Kennenlern-Spielchen waren nun angesagt. Erste unkritische Grundstimmung erkennbar. Es war ein Fragebogen gemeinsam auszufüllen.

Frage: "Where does Europe start, where does it and?"
Meine Antwort: "Poland"

Das kam dann nicht so gut an. Ich hatte dummerweise "Holland" verstanden, als sich mein Gruppenmitglied Anna vorstellte. Leider war der erste Buchstabe doch anders.

Es begann die offizielle Eröffnung. Parlamentspräsidenten, Organisatoren (fast ausschließlich Deutsche), und interessante Auslandskorrespondenten. Ehrlich gesagt, waren das die einzig wirklich interessanten Speaker. Denn wie komm ich dazu, dafür zu sorgen, die EU in ein besseres Licht zu rücken. Das ist definitiv nicht mein Job. Und mitdiskutieren war sowieso nicht drin. Dafür aber große Müdigkeit. Die Kantine des Parlaments ist übrigens unverschämt billig. Soviel zu meinen Steuergeldern...

Versorgt mit einem Fresspaket auf in die Landesvertretung Baden-Würtemberg. (Übrigens teilen sich in Brüssel Nord- und Südtirol ein Repräsentationshaus. Together at last?) Komische Olé-Schrei-Choreographien. Gratis Sekt, Brezen und Rothaus-Bier. Eigentlich wollte ich nur eines trinken. Es wurden mehr. Eine easy-listening-Jazzfraktion enttäuschte nicht. Alle paar Sekunden wurde mein Namensschild gepackt. Ich tat das selbe bei fast jedem, der mir begegnete. Mit Alexander, einem deutsch-Bulgaren schuf ich das Konzept der Social-Smoking-Partnership. Er hielt sich in den folgenden Tagen jedoch kaum dran. Ich war langsam ordentlich besoffen. Aber nicht so, dass ich nicht todmüde geworden wäre. Schade eigentlich, denn am späteren Abend kam noch die Polizei. Einmal in die Depandance des deutschen Bundeslandes, ein anderes Mal in eines der Hotels, wo wir wohnten. Ein besoffener Finne konnte es nicht lassen, einer weiblichen Teilnehmerin mit dem Ellbogen ins Gesicht zu dreschen. Er flog aus Hotel und Konferenz. Die Finnen.

Endlich Schlaf. Um fünf Uhr geht der Wecker. Welcher Idiot das auch immer war, um 6.15 scheuchte er uns aus dem Bett. Ich will jetzt ja nicht Kapo schreiben, deshalb tu ich's auch nicht.
Katja hätte es sicher gefallen. Das Frühstück war erwartbar. Immerhin Melange. Nachdem wir um sieben weg mussten, um ja um acht im Parlament zu sein, warteten wir dort eine Stunde bis es losging. "Organisation Merde" kam mir da gar in den Sinn. Wieder ein Panel. Diesmal mit Vertretern aller Fraktionen im Parlament. Nur nicht mit den Rechten. Schade eigentlich. Swoboda war gut. Ansonsten war ich eher müde. Dafür gab es einen Butler, der allen Kaffee einschenkte. Nur nicht der spanischen Script-Schreiberin hinter mir, die sich darüber noch oftmals beschweren sollte. Dann die erste Gruppenteilung. Zu Fuß in den Council. Ein interessanter Vortrag über europäische Außenpolitik. Die Frage nach der österreichischen Realität wurde mit einem zaghaften Lächeln abgetan. Mittagessen in der Besucherkantine. Manche der Verantwortlichen sollen sich ja vorgedrängt haben. Pah! (Du nicht, Marijana. Du warst super!)

Am Nachmittag die erste Workshop-Besprechung. Es hatte keiner eine Ahnung. Wir wurden instruiert. Ein paar Stunden Zeit um ein 16-seitige Ausgabe der Zeitschrift workout herzustellen. Themenverteilung. Der Vorschlag einer Umfrage mit dem Inhalt "Was bedeutet Europa für Sie" wurde zum Glück abgeschmettert. Ich meldete mich für eine Geschichte über das Atomium an. Das wollte ich sowieso immer schon mal betreten. Perfekt an sich.

Das Abendpanel hab ich geschwanzt, dafür aber fast das Buffet verpasst. Unfassbar! Gefüllte Baguettes mit allerlei und wieder Sekt. Danach ging es in Gruppen (!) in die Altstadt. Das unmögliche Unterfangen entlarvte sich sehr schnell, als wir österreichische Teilfraktion (Julian, Marijana, Anna, Carina und eine deutsche Jung-Liberale) partout sitzen bleiben wollten um endlich Bier zu trinken. (Und das mit dem pinken Mädchen-Bier fand ich wirklich nicht so tragisch) So ging es dann weiter. Schließlich tauchte auch noch der wahnsinnige Ungar auf. Wir gingen zu Fuß nach Hause. Übrigens war die Herberge im von vielen als Ghetto bezeichneten Teil der Stadt. Die waren halt noch nicht am Gries und können den Charme eines solchen Viertels nicht verstehen. Wieder kurzer Schlaf.

Irgendwann in den frühen Morgenstunden ein Geräusch. Gedacht als Wecker glich es eher einem Hinweis auf einen Bombenangriff. Alle waren wach und angepisst. Nur nicht der Urheber. (Also eher der Besitzer, aber was sind das schon für Begriffe. Mehr darüber gibt's hier) Frühstück ähnlich wie am Vortag. Das Gleiche eigentlich. Selbstorganisiert zum Atomium aufgebrochen. Zu spät angekommen. Schwarz gefahren. Meinen polnischen Kollegen warten lassen. Entschuldigung nochmals. Wir trafen uns schließlich um 3/4 neun. Das Atomium öffnet um zehn. Super. Auf die Suche nach Kaffee. Alles geschlossen. Ein tristes Viertel. Heysel-Stadion und so. Was sich drinnen so abspielte und was ich mir dabei so dachte, erscheint nächste Woche im Workout und wird dann natürlich hier gepostet. Aber Dopplungen werden vermieden. Deshalb Zeitsprung.

Es hieß ja, wir sollten bis zwei Uhr mit unseren Texten fertig sein. Das war ich auch. Die anderen nicht. Ich ging mit der seltsamen Estin essen (lautmalerisch bedenklich) und kam zurück, als alle noch an ihren Artikeln saßen. Meiner hätte durchaus noch Zeit gebraucht, gab ich ihm aber nicht. Immerhin. Nach ordentlicher Zeitverzögerung begann der Workshopleiter mit dem Layout. Um sieben soll er fertig gewesen sein. Dann ranzte das InDesign ab. Um Mitternacht war er dann endgültig fertig.

Wir hingegen machten uns auf den Weg ins Brüsseler Rathaus. Das steht übrigens am Grande Place, einer der wenigen schnuckeligen Orte der Stadt. Irgendwo hier soll Marx übrigens das Kapital geschrieben haben. Im Rathaus kam dann doch nicht der angekündigte Bürgermeister, sondern eine seiner Assistentinen. Eine Frau zum Verlieben. Um die 50, völlig benebelt, grinsend und schmachtend. Einfach herrlich. Wer auch immer sie ist, ich vergöttere sie. Danach begann die kleine Selbstbeweihräucherung der Organisatoren. Ich versteh das ja. Total. Keine Frage. Aber trotzdem. Sowas hat jeder schon mal gemacht. Klar. Naja.

Wieder Sekt und fancy Häppchen, die in großer Menge eingenommen durchaus füllend waren. Im leicht trunkenen Zustand gingen wir zurück ins Hostel, um dort noch ein paar "Jupiler" zu trinken. Manche begannen zu schwächeln. Mit Julian und anderen ging es dann irgendwann auf die Abschlussparty in Ric's Art-Boat. Was für ein Name. Zwei Boote, eines mit leichtem Minimal-House bis Timberlake, im anderen Discoknaller. Erstmals mussten wir alles selbst bezahlen. Ein anderer Finne (also nicht der Ellbogen-Wüstling) erzählte mir von seinen Sprachproblemen, Alkoholexzessen und dem Selbstmord seines Onkels. Dieser hatte sich eine Schlinge um den Hals gelegt und dann den Körper mit den Füßen von einem Ofen weg gepresst. Aha. Marijana meinte, ich müsse gerettet werden, Julian übernahm den undankbaren Part. War eh nicht so schlimm, aber schon besser so. Tanzen war nicht so drin. Zu wenig deep. (Wie gönnerhaft ich mich winde!) Bier um Bier beschlossen wir, auf das Schlafen gänzlich zu verzichten. Julian beeindruckte durch kontrolliertes Power Napping. Ich konnte mich einfach nicht in den Socializing-Wahnsinn einklinken. Dummerweise hatte ich nicht mal Stift und Papier dabei. Mal schaun, ob mir die wirklich alle ein mail schreiben. Irgendwann wechselten wir ins Disco-Boot. Almrauschatmosphäre. Art-Boat halt. Wage Tanzversuche. Irgendwann wechselte die Musik in James-Brown-Manier und ich in den Schlafmodus. Aufgeweckt von meinem Workshopleiter, der mir einen Rum mit Limette in die Hand drückte. Ich hatte gewürgt und gekämpft. Angestachelt von ständigen "Mann oder Mädchen?" tat ich mein Bestes. Es war hell geworden. Wir gingen heim.

Zuvor versuchten wir jedoch mit List und Tücke noch ein Zeichen zu hinterlassen. Nachdem es uns einfach nicht gelingen wollte, das Boot loszumachen (zu viele Taue) machten wir uns daran, das Eingangstor mit Klopapier zu verschließen. Wenn diese betrunkenen Jungjournalisten nicht gekommen wären, hätte das wohl ordentlich Panik ausgelöst. Begleitet vom maltesischen Fernsehreporter und seinem gegröhlten "It's allready morning" kämpften wir Meter um Meter gegen ein Schiff namens Emma. Wir gewannen.

Rechtzeitig zum Frühstück angekommen wurden wir Zeugen eines denkwürdigen Eierpeck-Contests zwischen Frankreich und Italien, der mit einem bedenklich weißen Fleck auf der Hose des Franzosen endete. Duschen, umziehen, Abfahrt. Müdigkeit. Hoffung und allerlei. Unsere polnische Begleiterin Richtung Flughafen definierte die Musik des Vorabends/-morgens mit einem gezielten "Plum Plum". Sie hatte wohl ordentlich Recht. Ersten Zug verpasst. Machte aber nichts. 40 Minuten vor Abflug am Check-In. Vor uns eine Österreicherin, die mit sagenhaften 50 Kilo Übergepäck beschäftigt war. Kilometerlang durch die Flughafen-Mall geschliffen. Gate erreicht. Anna und Carina noch nicht da. Flug hatte (Sky halt) 30 Minuten Verspätung. Große Freude auf Schlaf. Keine Chance. Eine Schülergrpuppe in grünen T-Shirts machte den Flug zum Horrortrip. Julian bekam sogar einen Rucksack auf den Kopf. Versöhnlich nur die Stewardessen-Ansage mit slowakischem Akzent: "Meine Damen und Herren. Wir befinden uns im Landeanflug auf Berlin." Alles egal.

Ankunft. Schlaf. Stundenlanger Schlaf.

Fazit: Eine durchaus nette Veranstaltung, der es jedoch an Neuem und Interessanten leicht mangelte. Die Idee eines EU-weiten Netzwerkes junger Journalisten ist durchaus verfolgenswert. Aber wenn dieses Netzwerk von einer politischen Institution ausgeht, sollte man etwas vorsichtig sein. Und die unkritische Grundstimmung machte es unmöglich Sinnvolles anzusprechen und Ungeliebtes zu thematisieren. Was Brüssel betrifft, so ist es nicht viele Reisen wert. Und wenn, dann ja nicht mit SkyEurope.

P.S: Fotos folgen, wenn ich das beschissene Kabel endlich gefunden habe.