18 April 2008

"Typisch"

Wie gerne erinnert man sich in diesen Zeiten doch an die Jahre, als die österreichische National-Elf auch außerhalb des Krankl’schen „Mia hom 3:3 gwunnan“ noch ein Begriff war. Dem ist sich auch ein allseits bekanntes Leitmedium bewusst, das in seiner heutigen Ausgabe über das Gemälde „Wunderteam“ von Paul Meissner berichtet.


Die hopsenden Hasen haben damals einiges erreicht. Der Inhalt des Gemäldes ist für das bereits angedeutete Leitmedium eine „typische“ Geschichte, „typisch für die Zeit nach dem Weltkrieg, dass eine Niederlage als Inbegriff des Erfolgs gewählt wurde“. Über diesen Satz denke ich nun schon seit Stunden nach, kann ihn aber auf Gedeih und Verderb nicht entschlüsseln. Fußballerisch ist die "legendäre" 3:4 Niederlage gegen England 1932 gemeint. Der Rest erschließt sich wohl irgendwo hinten im Verborgenen.

Dass Matthias Sindelar „gerüchteweise“ ein Nazi-Opfer gewesen sein soll, lasse ich mal so stehen.

13 April 2008

ABC-Schützen

Die Tiroler Polizei scheint meine Leidenschaft für Personen-Abstrahierung via Buchstaben-Avataren zu teilen:

Am 11.04.2008 kam es in Absam zwischen zwei jeweils 14jährigen Schülern (A und B) zu einem Streit, wobei A den B beschuldigte, dass er ihn bei einem Lehrer „verraten“ habe. A wurde deshalb B nach dem Unterricht „auflauern“ und eine Lektion erteilen.
Nach dem Unterreicht, bei der Bushaltestelle der Pfarrkirche in Absam, warteten mehrere Klassenkameraden zusammen mit anderen Jugendlichen auf den Bus. Dabei wurde B von einem der Jugendlichen plötzlich von hinten erfasst und festgehalten. A wurde nun von den umstehenden Jugendlichen aufgefordert, sich bei B zu revanchieren. A weigerte sich jedoch B zu schlagen und wollte den Streit beilegen. In der Folge konnte sich B aus der Umklammerung lösen. Ein 16jähriger Lehrling (C), der den Streit mitverfolgte, mischte sich dann plötzlich ein und war mit der Beilegung des Streites so nicht einverstanden. Er wollte eine Schlägerei sehen und nun B auf, A zu schlagen. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, hob C sein T-Shirt und seinen Sweater hoch und zeigte B eine Schreckschusspistole, welche in seiner Hose steckte. Weiters forderte C den B auf, sollte dieser nicht tun, was er verlange, so werde er selbst die Pistole benützen. B erschrak und fühlte sich in Furcht und Unruhe versetzt. Zur gleichen Zeit hielt ein Bus an der Haltestelle an und B flüchtete in das öffentliche Verkehrsmittel. In der Folge erstattete er Anzeige auf der PI Hall i.T. Noch am selben Tag wurde von Beamten der PI Hall i.T. eine Nachschau im Zimmer des C durchgeführt. Dabei wurden Munition und Knallpatronen gefunden. C selbst kam am 12.04.2008 aus freien Stücken auf die PI Hall i.T. und gab die Schreckschusspistole ab. Die weiteren Erhebungen sind im Gange.
link

12 April 2008

Ausflugkopfball

Der Ausflug an sich ist in vielen Kreisen verpönt, erinnert er doch oftmals zu sehr an bourgois-reaktionäre Sommerfrische. Dienen als Ort der nachmittäglichen Anti-Urbanität dann auch noch Reliquien aus der Doppeladler-Zeit, dann klingelt’s ordentlich im boboesquen Moralgebilde. Oh, wie schön ist Laxenburg. Geschwungene Wege, abenteurliche Elektroboot-Routen und kitschige Bauten, da zahlt man die 1,50 Euro Eintritt fast ungeniert. Und ehrlich sind die Leute dort, das kann ich ihnen sagen. Eine vergessene Tasche unsererseits wurde nicht wie sonst üblich ausgeweidet sondern fein säuberlich beim Posten abgegeben. Angst ist da fehl am Platz.

Vorsichtig sollte man hingegen bei Textil Müller in Kritzendorf sein. Zwar ist der dort vorgefundene Stoff-Wahnsinn ein Ort, der zum längeren Verweilen einlädt, ratsam ist das nicht. Das doch eher großzügig verteilte Mottenmittel führte nämlich dazu, dass wir gut eine Stunde lang von Schwindel befallen waren. Keine gute Voraussetzung für eine Fahrt auf den Kahlenberg, aber man ist ja schließlich gerne mal ein Haudegen. Rotköpfige Senioren mit bis zu 20 Mischungen im Gesicht, schwer bewaffnete desillusionierte Jugendliche mit CB-Funk und vor allem der eine oder andere Pole sind das schon wert. Aber so eine fesche Schottergrube in Vösendorf, das macht dann doch am meisten Spaß.

Und da mir kein guter Schluss einfällt, da ja auch die Geschichte an sich vielleicht gar nicht so gut ist, gibt es jetzt noch ein wenig linguistische Historie: Das Wort Ausflug ist der Vogel- und Insektenwelt entlehnt. Der fesche Philipp von Zesen hat den Begriff erfunden, indem er den Terminus Exkursion recht frei übersetzte. Von Zesen war sowieso ein fleißiger Übersetzer.

Wörter, die er geprägt hat, waren unter anderem: Beistrich, Bücherei, Glaubensbekenntnis, Leidenschaft, Weltall, Zerrbild und der wunderbare Emporkömmling.

Einiges hat sich leider gar nicht durchgesetzt: Blitzfeuererregung (Elektrizität), Jungfernzwinger (Kloster), Meuchelpuffer (Pistole) oder Lotterbett (Sofa)

06 April 2008

Lyrik für's Seelenheil

Jatsu tsappari dikkari dallan
tittari tillan titstan dullaa,
dipidapi dallaa ruppati rupiran
kurikan kukka ja kirikan kuu.
Ratsatsaa ja ripidabi dilla
beritstan dillan dellan doo.
A baribbattaa baribbariiba
ribiribi distan dellan doo.
Ja barillas dillan deia dooa
daba daba daba daba daba duvja vuu.
Baristal dillas dillan duu ba daga
daiga daida duu duu deiga dou

02 April 2008

Die Jungschar des 21. Jahrhunderts

Für die ORF Futurezone charakterisierte Herr Esel das typische monochrom Mitglied:

Leicht gebeugter Gang [Tastaturhaltung], humorvoll, nicht aggressiv. Spricht Dialekt gemischt mit unverständlichen Lehnwörtern. [Monochrom ist so etwas wie die Jungschar im 21. Jahrhundert: Man fährt auf Ferienlager, ohne an Gott zu glauben.]

So schaut's aus:


Tante Oscar

Alleine auf einen Happen gehen, das ist so eine Sache. Man betritt das Lokal, hofft auf einen freien Tisch. Man will ja nicht fremde Konversationen stören oder gar mit hineingezogen werden. Fast unmöglich diesbezüglich: Die MQ-Kantine. Noch bevor ich den tristen Gang in die Nichtraucherecke antrat, offenbarte sich vor mir ein kleines, freies Tischlein. Ich war zufrieden, packte mein Bobo-Magazin aus, bestellte meinen Bobo-Saft und entschied mich für das Bobo-Menü Nummer eins.

Sekunden später...

"Haben Sie sich da gerade hingesetzt, oder wollen sie gehen?"

"Ich sitze."

"Achso. Schade."

Sie wirkte bedrückt. Ihre ältere weibliche Begleitung war regelrecht erbost und stampfte Richtung Ausgang. Das kann man doch nicht zulassen, dachte ich mir und sagte: "Aber Sie können sich ruhig hersetzen."

Nun ist es ja so, dass ich, ist der erste Gram überwunden, ja gar nicht so ungern fremden Konversationen lausche.

Eine kurze Profilerstellung der beiden Damen: Ältere Dame (A) spricht über ihre Reisen nach Persien (gemeint ist Iran). Junge Dame (B) ist begeistert. B lebt mit ihrer Familie in London und ist auf Besuch hier. B möchte Persisch lernen. A fragt, ob B denn langweilig sei und erinnert B daran, dass es ihre eigene Wahl war, als Hausfrau und Mutter zu fungieren. B wirkt niedergeschlagen und stimmt zu. A hört nicht auf, B zu piesacken. "Bist in der Midlife Crisis, ha?" "Gibt dir dein Mann nicht genug Aufmerksamkeit, ha?"

Ich esse mein Essen, lese einen beliebigen Artikel und schweige.

A kann es nicht lassen, Curry mit [a] statt [ö] auszusprechen und beschwert sich darüber, dass die Suppe zu dünn sei. B scheint es langsam zu reichen. Ich bereite mich auf den Zahlungsprozess vor.

Plötzlich, die Involvierung.

B: "Sie sehen so aus, als würden Sie hier arbeiten, nicht wahr?"

Noch im Zweifel ob ich geehrt oder beleidigt sein soll, sage ich "Quasi".

Der belanglose Smalltalk beginnt.

A will zahlen und fügt hinzu: "Ich muss die Rechnung für meinen Neffen behalten."

Ich: "Aha"

A: "Der muss nämlich soviel Steuer zahlen."

Ich: "Aha"

A: "Wissen Sie, wer mein Neffe ist?"

Ich: "Nein"

A: "Wollen Sie es wissen?"

Ich: "Ja"

A: "Der Stefan Ruzowitzky, der den Oscar gewonnen hat."

Ich: "Net schlecht."

A: "A Wahnsinn, oder?"

Ich: "Ja. Zahlen bitte"