11 August 2007

Die unzerstörbare Güte des Antibiotikums

Donnerstagnachmittag war es soweit. Die Chortison-Antibiotika-Behandlung, die ich seit Tagen meinem Körper zumutete, hatte endlich ihren Break-even-Point erreicht. Nach bis zu 13 Stunden Schlaf konnte ich zum ersten Mal seit über 2,5 Wochen wieder den Umständen entsprechend normal gehen. Kein allzu schmerzverzerrtes Gesicht mehr, kein Anhalten an allen erdenklichen Gehstützen, keine Bewegungen, die einem spirituellen auf Kohle gehen gleichen. Große Erleichterung.
Wo wir (sprich Ich, oder ich) gerade beim Spirituellen sind. Wie hier bereits berichtet, bekomme ich täglich eine Nachricht direkt aus der Kommandozentrale des Transzendellen, dem Vatikan. Abgesehen davon, dass die SMS immer später kommt und die kurzen Botschaften zumeist ziemlich langweilig und außerordentlich vergessenswürdig sind, verkriecht sich im gregorianischen Kalenderspruchschwall hie und da ein hübsches Etwas. Heute zum Beispiel:

Wer Gott liebt, weiß, dass es nur eine wirkliche Bedrohung für die Menschen gibt: Die Gefahr, Gott zu verlieren.

Ehrlich gesagt, würde ich niemals so vermessen sein, Gott als mein Hab und Gut zu betrachten. Man denke nur an die Problematik des geistigen Eigentums. Transferieren wir verlieren zu nicht glauben, was die Herren am christlichen CMS wohl auch tatsächlich meinten. Das könnte ich für mich beanspruchen. Bedrohung lässt sich noch keine erkennen. Fundamentalistische Atheisten, die voll besetzte Busse in die Luft sprengen. Ich denke kaum...

Apropos Glaube. Am 4.8. kam das daher:

(...) Ein finsterer, mürrischer, egoistischer Glaube ist Fehlglaube.

Na geh! Dabei ist das Düstere doch das einzig Interessante am Katholizismus. Und wenn Egoismus mit wahrer Christenheit unvereinbar ist, wer erklärt das Martin Bartenstein? Ich sicher nicht.

Einen Tag zuvor musste ich lange über den Sinn der Botschaft nachdenken:

Vor der Frage nach Gott ist dem Menschen Neutralität nicht eingeräumt.

Ich kapier's einfach nicht. Bitte um Nachhilfe, werte theologisch bewanderte LeserInnenschaft. Darf ich Gott nicht so sehen, wie ich will? Freier Wille und so? By the way, SMS vom 10.8.:

Das Geheimnis der Herrlichkeit ist die Freundschaft mit Christus und die treue Zustimmung zu seinem Willen.

Ha! Erwischt! Alles Schall und Rauch! Aber die Friedenstaube schoss das wunderbare Service am 1.8. ab. (Anführungszeichen sind wie im Original gesetzt):

Auch "Nach Ausschwitz" (sic!), nach den tragischsten Katastrophen der Geschichte, bleibt Gott Gott; bleibt er gut mit einer unzerstörbaren Güte.

Nicht einmal, wenn man jedes einzelne Opfer der menschlichen Geschichte ignoriert, könnte man diese Einstellung "frech" nennen. Okay, der Satz ist auch ortographisch Scheiße, aber das soll jetzt ausnahmsweise mal nicht zur Debatte stehen. Denn die "unzerstörbare Güte", da bleibt mir schlicht die Luft weg.

So. Seit Tagen hab ich das Bloggen des vatikanischen Wahnsinns vor mich hergeschoben. Jetzt ist es raus. Die Religion lässt einen einfach nicht los. Wer sich nach Alternativen umsieht, die zwar ähnlich aber doch total konträr sind, der lese sich hier mal ein wenig ein. Und wer sich ganz spezifisch mit dem Kargo Kult auseinandersetzen will, dem sei die Himmelsgöttin des wunderbaren Christopher Moore ans Herz gelegt. Vorhang. Hoffen auf Applaus.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ad 'neutralität nicht eingeräumt'. das meint, dass du nicht einfach sagen kannst, dass es gott vielleicht geben mag, es dir aber egal wäre. der papst hält es da wohl mit w. bush: wer nicht für uns ist ist gegen uns.
lg
frau fisch

grr hat gesagt…

hmm. aber die aussage "gott existiert und so" is auch net wirklich neutral. aber scheiß der hund drauf. dennoch: danke